Die letzten Einsätze

26.02.2024  Brandeinsatz  in Gartensiedlung am HUtberg Großschönau  Brand einer Gartenlaube
24.02.2024  Brandeinsatz  in Hörnitz Ernst Thälmannstraße  Brand eines PKW an
17.02.2024  Hilfeleistung  in Hutberg Großschönau  Gemeldete Hilfe Rufe aus

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Großschönaus Feuerwehr kommt groß raus

Auf acht Seiten widmet sich jetzt das Feuerwehr-Magazin der jungen Gemeindewehr, und stellt Besonderheiten vor. Von den rund 22000 Feuerwehren in Deutschland schaffen es nur acht im Jahr ins Feuerwehrmagazin. Die Gemeindefeuerwehr Großschönau-Waltersdorf hat es jetzt geschafft. Die Redaktion des Fachmagazins in Bremen ist auf sie aufmerksam geworden und widmet sich ihr in der Februarausgabe 2013 auf acht Seiten. „Die Vorstellung ist etwas Besonderes – und eine Anerkennung der engagierten Arbeit der Feuerwehrleute vor Ort“, schildert Chefredakteur Jan-Erik Hegemann.

„Wir sind eine junge Wehr, bei der auch gerade auf Leitungsebene ein Generationswechsel stattgefunden hat“, berichtet, der stellvertretende Gemeindewehrleiter, Fabian Hälschke. Das Durchschnittsalter der insgesamt 54 aktiven Feuerwehrmänner liegt in der Ortswehr Großschönau bei 35 Jahren und in der Ortswehr Waltersdorf sogar bei 25 Jahren. Noch interessanter ist aber für das Feuerwehrmagazin, dass sie das fortführen, was ihre Kameraden in der Alters- und Ehrenabteilung 1967 erstmals praktiziert haben – eine grenzüberschreitende Hilfe, die nicht nur auf dem Papier steht. Damals brannte es in der Zollgasse 6 in Großschönau. Das Haus steht nur wenige Meter entfernt vom Grenzübergang. Ganz selbstverständlich sind die Kameraden aus dem Nachbarland mit zum Helfen angerückt. „Daraus ist bis heute eine Freundschaft und Hilfeleistung entstanden, die keiner von uns – hüben wie drüben – missen will“, sagt Fabian Hälschke.

Heute üben die Feuerwehrmänner aus den beiden Grenzorten gemeinsam, rücken zusammen zu Einsätzen aus und feiern auch miteinander. Verständigungsprobleme gibt es nicht. „Unsere tschechischen Nachbarn sind uns sprachlich einiges voraus“, erzählt der 32-Jährige. Gerade bei Waldbränden zeigt es sich, wie wichtig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der beiden Wehren ist. Das hat sich auch bei einem Waldbrand im April 2012 gezeigt: Auf einer Waldfläche von etwa einem Hektar brannte es in Hainewalde auf dem Lindeberg. Das Löschen war nicht einfach. Sämtliche Waldwege und Wiesen sind durch die Regenfälle zu Morastpisten geworden, und die Tanklöschfahrzeuge aus Hainewalde und Großschönau blieben stecken. „In so einem Fall ist es schön, wenn man sich auf Freunde verlassen kann“, sagt Fabian Hälschke. Ein Anruf beim Leiter der Freiwilligen Feuerwehr von Varnsdorf, Jiri Sucharda, genügt, und sofort hört man in Großschönau die Sirenen auf der tschechischen Seite der Grenze heulen. Kurz darauf hatte sich auch 2012 ein vierachsiger Tatra mit seinen 300 PS zum Hainewalder Lindeberg vorgekämpft. 8000 Liter Wasser bringt so ein Tatra mit. „Wir hätten mit unseren zwei Fahrzeugen nur insgesamt knapp 4000 Liter heranbringen können“, schildert er. „Mit ihren Tatras wühlen die sich überall durch. Ohne es abwertend zu meinen oder gar uns als ängstlich hinzustellen – sie haben dabei auch ein ganz anderes Sicherheitsempfinden als wir“, erzählt der stellvertretende Gemeindewehrleiter.

Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass der kurze Dienstweg über die Handys der Wehrleiter in Varnsdorf, Großschönau oder Waltersdorf der schnellste Weg ist. Über die Rettungsleitstelle dauert es auf behördlichem Weg bis ins Nachbarland noch zu lange. Fabian Hälschke versichert, dass die beiden Ortswehren von Großschönau und Waltersdorf, die zusammen eine Gemeindewehr bilden, technisch gut aufgestellt sind. Er aber auch keines der Einsatzfahrzeuge missen möchte. Beide Ortswehren sind zu einem eingespielten Team geworden. Mit dem Waltersdorfer Henry Postler als Gemeindewehrleiter und dem Großschönauer Fabian Hälschke sind beide in der Führungsspitze vertreten. Größtenteils werden beide Ortswehren auch zusammen alarmiert.

Zu 17 Einsätzen sind die Kameraden 2012 ausgerückt. Viermal haben die Feuerwehrleute aus Waltersdorf und Großschönau dabei Brände bekämpft. Zu den anderen Einsätzen sind sie wegen technischen Hilfeleistungen bei Unfällen und dergleichen beziehungsweise Fehlalarmierungen gerufen worden. Wobei der stellvertretende Gemeindewehrleiter den Waldbrand und den Eisgang im Januar auf der Mandau und der Lausur 2012 als Großeinsatz bezeichnet. Auch bei Letzterem funktionierte die grenzüberschreitende Hilfeleistung hervorragend. Die Varnsdorfer, Großschönauer und Hainewalder Wehren stimmten sich genau über ihre Vorgehensweise an den Flüssen ab. „Es bringt ja nichts, wenn wir unsere Flussabschnitte freimachen und mit den Schollen den Fluss in Hainewalde anstauen“, sagt er. So haben die Varnsdorfer genau gewusst, wann sie mit ihrem „Schreitbagger“, mit dem sie buchstäblich im Fluss laufen und Schollen abzwicken, loslegen können, und diese in den Nachbarorten auch durchschwimmen.

Die Freundschaft zwischen den Kameraden in Großschönau, Waltersdorf und Varnsdorf geht weit über Hilfeleistungen hinaus. Sie laden sich gegenseitig zu ihren Festen ein. Und so haben beispielsweise im vergangenem Jahr am 4. August bei der Hochzeit von Fabian Hälschke nicht nur seine Kameraden aus Großschönau und Waltersdorf Spalier gestanden. Die Varnsdorfer haben mit einem vierachsigen Tatra das Auto des Brautpaares gestellt.

Feuerwehrmann zu sein, heißt 365 Tage im Jahr jeweils 24 Stunden einsatzbereit zu sein, schildert Fabian Hälschke. Um das zu gewährleisten, müssen ständig die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten geübt werden. 2012 ist ihnen das einmal so gut gelungen, dass selbst erfahrene Feuerwehrmänner fast bis zum Schluss nicht bemerkten, dass es nur eine Übung gewesen ist. Die Übung galt einem simulierten Verkehrsunfall. Ein Auto lag brennend im Straßengraben und in einem anderen Auto ist der Fahrer eingeklemmt gewesen. Als damals zufällig ein Feuerwehrmann an der „Unglücksstelle“ vorbeikommt, standen beziehungsweise lagen die Autos schon bereit. Alles sah sehr echt aus, weil auch Krankenwagen und Abschleppdienst dabei gewesen sind, erzählt Fabian Hälschke. Als der Kamerad ins Depot kommt, erzählt er dort, dass es gerade einen Unfall gegeben hat. Da kam auch schon der Alarm. Alle sind von einem echten Unfall ausgegangen. Hinzu kam, dass ihr Wehrleiter nicht da war. „Aber sie haben wirklich alle super gehandelt“, sagt Hälschke. Realitätsnah kam hinzu: Dass das Auto im Graben wirklich brannte, und die eingeklemmte Person im anderen Auto niemand kannte.

Fabian Hälschke freut sich, dass sie mit der jährlich von der Enso in Görlitz gesponserten Übung in einem Brandcontainer den Varnsdorfer Feuerwehrleuten eine Freude machen können. Hier wird wirklichkeitsnah ein Feuer in einem Raum erlebbar – wie plötzlich eine Feuerwalze über die Decke schießt. „Die tschechischen Kollegen beneiden uns um so eine Übungsmöglichkeit. Die Großschönauer wollen die Varnsdorfer auch 2013 wieder mit nach Görlitz zum Üben nehmen. Denn sie wissen, im Ernstfall sind auch sie für sie da.

Quelle: Sächsische zeitung vom 31.01.2013 Autor: Holger Gutte / Foto: Feuerwehr-Magazin, Julian Rossig