Die „Hölle“ hat sich bisher für drei oder vier Tage, zur Freude der Badegäste, geöffnet, und ansonsten finden wir wieder einmal die bekannte Siebenschläfer-Regel bestätigt: Wenn zum Ende des Monats Juni instabiles Tiefdruckwetter herrscht, bleibt es in der nächsten Zeit wechselhaft mit viel Regen. Für das Weberschiffchenrennen kam der Regen rechtzeitig, um die Lausur schiffbarer zu machen. Für den Familienmontag des Schissn´s war er eher fatal. Und auch Feuerwehrautos sind komplexe Systeme, die versagen können. So erging es unserer OFW mit dem inzwischen 19 Jahre alten HLF. Dieses Allround-Einsatzfahrzeug befand sich am 19. Juli auf der Festwiese, als das Weberschiffchenrennen toben sollte. Um 16.33 Uhr erfolgte wegen eines Verkehrsunfalls an der Jägerwäldchen-Kreuzung eine Alarmierung. Drei PKW waren zusammengestoßen. Als die Kameraden losfahren wollten, streikte das Fahrzeug. Daher fuhr zunächst das KdOW mit OWL Fabian Hälschke los, und das TLF, also der TATRA; stieß, aus dem Depot kommend ebenfalls hinzu. Glücklicherweise ging es bei dem VKU lediglich um das Absperren der Unfallstelle, die dann aber in die Verantwortung der ebenfalls hinzugekommenen FFW Hörnitz/Bertsdorf übergeben werden konnte. Zwischenzeitlich wurde versucht, das HLF wieder in Gang zu setzen, was auch nach einigen kreativen Versuchen gelang. Offenbar funktionierte das Automatikgetriebe nicht ordnungsgemäß. Ein Feuerwehrauto mit nach vorn geklappter Kabine erregt natürlich die Aufmerksamkeit einiger selbsternannter Experten aus dem Umfeld der Zuschauer, so dass es an gutgemeinten Ratschlägen nicht fehlte. Jedenfalls ist das HLF derzeit nicht einsatzbereit. Es wurde festgestellt, dass das Problem das Steuerteil für die Schaltung sowie die Hydraulikpumpe für das Automatikgetriebe betreffen könnte. Steuerteil und Pumpe sind auf dem Weg nach Magdeburg, eine dort ansässige Firma nimmt sich des Problems an. Die Hoffnung richtet sich auf eine Reparatur denn ein neues Steuerteil würde etwa 3.700 € kosten. Wir leben in Zeiten knappen Geldes! Aber es ist wohl doch „nur“ die Hydraulikpumpe. Wer zufällig ein neues Auto fährt, das alle neuerdings seitens der EU vorgeschriebenen Assistenzsysteme an Bord hat, sollte wissen, dass damit jeder PKW ein komplexes System ist, das im unpassenden Moment versagen kann. Und Versagen wird teuer.
Das Weberschiffchenrennen ist trotz der Unterbrechung gut gelaufen, mehr als 100 Teilnehmer wollten es wissen, die Sieger können auf dem angefügten Bild bewundert werden. Es gab auch zum ersten Mal einen Trostpreis für das letzte Schiffchen. Ein großer und herzlicher Dank richtet sich an die Schausteller, die Preise mit einem Warenwert in Höhe von 650 € zur Verfügung stellten, und an den MSC Oberlausitzer Dreiländereck e.V, für die beiden Eintrittskarten zum Rennen am 13. Und 14. September. Der Ortsausschuss der OFW Großschönau wird zum Ende des Sommers über die Verwendung der Startgelder beschließen. Traditionell wird damit ein Verein im Ort unterstützt.
Um dem Leitfaden dieses Artikels noch ein wenig zu folgen, soll sich der Blick auf die Waldbrandkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes in der Gohrischheide richten. Über die entstandenen Schäden an der Natur wird besser aus berufenerer Sicht zu berichten sein. Aber auch ein solches Waldgebiet, ein Naturschutzgebiet, zu dem der Zeithainer Truppenübungsplatz mit der Munitionslast von rund 130 Jahren gehört, ist ein komplexes System, in dem einige Dinge schiefgehen können oder sogar müssen. Feuer entstehen nicht von selbst, dafür braucht man große Trockenheit, Blitzeinschläge oder absichtliche bzw. zufällige Brandstiftung durch Lagerfeuer oder glühende Zigarettenreste. Offenbar denken Sachverständige auch über die chemische Umsetzung in alter Munition als Brandursache nach. Die Komplexität dieses Waldgebietes wird dadurch verstärkt, dass der ehemalige Truppenübungsplatz, außer auf den geräumten Wegen, nicht betreten werden kann. Durch den regelrechten Kampf hunderter Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, Bundespolizei, Bundeswehr und weiterer Hilfsorganisationen konnte nach mehr als einer Woche der Brand soweit eingedämmt werden, dass etwa 15 Prozent des Gebietes unversehrt erhalten blieben. Einsatzkräfte aus dem Landkreis Görlitz waren auch dabei. Es handelte sich um einen Katastrophenschutzzug „Waldbrand“, der in die Gohrischheide verlegt wurde. Er besteht aus Tanklöschfahrzeugen, darunter ein Groß-TLF (ehemaliger Milchtanker, 10.000 l) einem HLF und einem KdOW. Außerdem wurde zunächst die Führungsgruppe S (Süd, es gibt auch N, O, W) zur Koordinierung der Einsätze mit einem Einsatzleitwagen (ELW, ausgestattet mit Computern, Kommunikationsanlagen usw.) an das Brandgebiet verlegt. Eine Führungsgruppe besteht aus 12 qualifizierten Feuerwehrleuten. Hauptbrandmeister Fabian Hälschke, Wehrleiter in Großschönau, ist mit seiner Qualifikation als Verbandsführer seit rund 10 Jahren Mitglied dieser Führungsgruppe und hat umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Es gibt Regelungen zum Austausch der Einsatzkräfte und auch der Führungskräfte. Bei den letztgenannten wird für eine zeitliche Überlappung nach 12 Stunden im ELW gesorgt, damit es keinen Informationsverlust bei der Führung der Einsatzkräfte gibt, die nach 24 Stunden ausgetauscht werden. Der Einsatzort war der Abschnitt 5, nahe der Kaserne Zeithain, wo sich ein Depot der Bundeswehr befindet. Deshalb konnte auch auf Räumpanzer und die Bundesfeuerwehr zurückgegriffen werden. Über die Umstände dieses Einsatzes gäbe es viele Einzelheiten zu berichten, auf die hier aber verzichtet wird. Nur ein Aspekt soll hervorgehoben werden. Er hat etwas mit den Fahrzeugen der Bundesfeuerwehr zu tun. Die Fotos zeigen, worum es geht! Im Jahr 2017 wurde in Großschönau das TATRA-TLF 4000 in Dienst gestellt. Wir hielten damals fest, dass es sich bei der Beschaffung dieses speziellen Fahrzeugs um ein bis damals bundesweit einzigartiges Ereignis handelte. Es war zugleich für die Gemeinde eine kostengünstige Art, ein neues Einsatzfahrzeug anzuschaffen. Alle notwendigen Vorarbeiten, von der Konfigurierung bis hin zum intensiven Kontakt mit den tschechischen Partnern und der Überführung des Fahrzeugs wurden maßgeblich von Fabian Hälschke gestaltet und ausgeführt. Die Fahrzeugweihe war auch für ihn schließlich ein großer Moment des Erfolgs. Wir erinnern uns an Berichte über das große Echo in der sächsischen Feuerwehrlandschaft, das von dem TATRA ausgelöst wurde. Sehr viele Feuerwehren wollte das Fahrzeug sehen. Eine Promotionstour führte auch zur Bundesfeuerwehr. Das Großschönauer TLF, besser Fabian Hälschke, hatte die Pionierarbeit für Sammelbestellungen weiterer TATRA-TLF geleistet. So gibt es heute nicht nur bei der Bundeswehr, sondern auch in Brandenburg, im Erzgebirge und bei der FW Königsbrück diese robusten zweiachsigen Fahrzeuge, die bei Waldbränden und Einsätzen im Gebirge hervorragend geeignet sind. So schreibt sich eine Erfolgsgeschichte der Großschönauer Feuerwehr, die wohl noch nicht zu Ende ist. Es ist auch die Erfolgsgeschichte des Großschönauer Wehrleiters Fabian Hälschke, hinter der aber auch ein „Wir“ zu finden ist, denn ohne die engagierte Mitwirkung der eigenen Kameraden in der Feuerwehr geht es nicht.
Nun noch ein paar andere Ereignisse. Schon am 4. Juli gab es einen kleinen Dankesausflug nach Varnsdorf für die sechs Feuerwehrfrauen, die am Nachmittag des 22. März die Gäste der Alters-und Ehrenabteilung umsorgt hatten. Der OWL fuhr die Frauen mit dem HLF zuerst zum Burgsberg, um dort eine Erfrischung einzunehmen. Die Wirtin Jelena des Restaurants war begeistert, dass ein Feuerwehrauto vor der Tür stand und gab deshalb gleich eine Runde Getränke aus. Danach ging es in die Brauerei Kocour zum Abendessen, wo dann die Frauen später durch ihre Familien abgeholt wurden.
Am Donnerstag, dem 24. Juli heulten die Sirenen, erst die in Varnsdorf, dann unsere in Großschönau. Danach kam es schnell und inzwischen recht unkompliziert zu einem grenzüberschreitenden Löscheinsatz im Rahmen des Löschhilfeabkommens. Es handelte sich um einen Wohnungsbrand im oberen Stockwerk eines Vierfamilienhauses, unser TLF wurde angefordert, und unsere Kameraden konnten helfen. Das war durchaus eine besondere Angelegenheit, denn vor ein paar Jahren taten sich die Behörden in Usti mit der grenzüberschreitenden Anforderung von Einsatzkräften noch schwer. Den Sinneswandel dürfte der selbstlose Einsatz unserer Feuerwehrleute aus Großschönau und Umgebung beim Großbrand in der Böhmischen Schweiz bewirkt haben, dessen Initiator Fabian Hälschke war.
© Text Ch. Müller (CM) / Fotos FFW